Heute gelten Museumsbauten als die Kathedralen unserer Zeit, einige wegweisende Bauten wie beispielsweise das Centre Pompidou von Renzo Piano, das Guggenheim – Museum von Frank o. Gehry oder die Tate Gallery in London von Herzog de Meuron ziehen bereits durch ihre äußere Gestalt und Wirkung magnetartig große Besuchermassen an. Dort wird das Ritual des Museumsbesuches, des Kunstgenusses regelrecht inszeniert, der kulturelle Anspruch mit monumentalen Würdeformen repräsentiert. An Orten wie Paris, Bilbao, Stuttgart, Frankfurt, Berlin und neuerdings auch München gerieten die neuen Museumsbauten zu veritablen urbanen Erneuerungsmaßnahmen, die über eine bloße Stadtreparatur hinaus den Städten ein neues Image und den darin lebenden Bürgern wie auch den zahlreichen Gästen / Besuchern ein frisches, kulturell geprägtes Lebensgefühl einhauchen konnte.

Die Aufgabe, ein Museumsgebäude für künstlerische Äußerungen aus der Zeit des Kriegsendes bis zur Wende 1989 zu entwickeln und in die wertvolle Altstadt von Erfurt einzufügen, erfordert zu Beginn sicher nicht nur die Auseinandersetzung mit der politischen Geschichte der ehemaligen DDR, sondern auch die Auseinandersetzung verschiedener Haltungen in der modernen Museumsarchitektur von der Postmoderne bis zum Minimalismus von Zumthor, Souza de Moura und Gigon / Guyer.

Aus der gestellten Aufgabe, für kunst des realen Sozialismus ein Haus zu entwerfen, folgert notwendig auch die Auseinandersetzung um ein Verständnis von Kunst. Eher als Unterhaltung oder im Wiederspruch dazu eher ein Verständnis von Kunst als Erkenntnisdispositiv.